Mental Health Privatpraxis

Alle für einen: Wie verschiedene Therapieschulen gemeinsam heilen

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In der modernen Psychotherapie gibt es verschiedene Ansätze und Schulen – ähnlich wie unterschiedliche Werkzeuge in einem Werkzeugkasten. Jedes hat seine Berechtigung und seinen optimalen Einsatzbereich. Doch statt sich in Konkurrenzkämpfen zu verlieren, sollten wir uns fragen: Wie können diese verschiedenen Ansätze zusammenwirken, um Menschen mit psychischen Erkrankungen bestmöglich zu unterstützen?

Die „Big Five“ der Psychotherapie

1./2. Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Therapie

Die „Klassiker“ unter den Therapieformen fokussieren sich auf unbewusste Prozesse und frühe Lebenserfahrungen. Wie ein Archäologe helfen sie dabei, verschüttete Konflikte und Muster aufzudecken. Besonders bei tief verwurzelten Problemen, wie wiederkehrenden Beziehungsmustern oder chronischer Depression, kann dieser Ansatz wertvolle Erkenntnisse liefern.

3. Verhaltenstherapie in drei Wellen

Die Verhaltenstherapie hat sich über die Jahre weiterentwickelt:

  • Die erste Welle konzentrierte sich auf beobachtbares Verhalten
  • Die zweite Welle integrierte unsere Gedanken und Überzeugungen
  • Die dritte Welle brachte Achtsamkeit und Akzeptanz ins Spiel

Gerade bei Angststörungen und akuten depressiven Episoden bietet sie effektive Strategien zur Symptomlinderung.

4. Systemische Therapie

Dieser Ansatz betrachtet den Menschen im Kontext seiner Beziehungen und Systeme. Wie in einem Mobile hängt alles zusammen – verändert sich ein Teil, bewegen sich auch die anderen. Diese Perspektive ist besonders wertvoll bei familiären Konflikten und der Arbeit mit Paaren.

5. Traumatherapie und EMDR

Spezialisiert auf die Heilung seelischer Verletzungen, verbindet dieser Ansatz körperliche und psychische Prozesse. Bei der Verarbeitung belastender Erfahrungen kann EMDR oft da helfen, wo reine Gesprächstherapie an ihre Grenzen stößt.

Weitere wertvolle Ansätze und Methoden

Neben den etablierten Therapieschulen gibt es eine Vielzahl weiterer therapeutischer Ansätze und Methoden. Viele haben ihre Wurzeln in jahrtausendealten Traditionen oder wurden aus praktischen Erfahrungen entwickelt:

  • Hypnotherapie: Nutzt veränderte Bewusstseinszustände für therapeutische Veränderungen
  • Meditations- und Bewusstseinsbasierte Ansätze:
    • Meditation und Achtsamkeit: Ursprünglich aus östlichen Traditionen, heute wissenschaftlich fundiert
    • MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction): Strukturiertes Achtsamkeitstraining
    • Inner Unity: Ein Ansatz, der durch einfache aber kraftvolle Meditationstechniken die Harmonisierung verschiedener Bewusstseinsebenen erreicht und das innere „Betriebssystem“ optimiert
  • Emotional Freedom Techniques (EFT):
    • Klassisches EFT (nach Gary Craig): Verbindet emotionale mit körperlichen Aspekten durch Klopfen von Akupunkturpunkten
    • PEP (Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie nach Dr. Michael Bohne): Eine Weiterentwicklung mit Fokus auf Selbstwertthemen und Leistungsblockaden
    • Wingwave-Coaching: Kombiniert Klopfen mit bilateraler Hemisphärenstimulation
    • Peak States Therapie: Integriert entwicklungsbiologische Erkenntnisse mit energetischen und traumatherapeutischen Ansätzen
    • Matrix Reimprinting: Verbindet EFT mit Arbeit an frühen prägenden Erlebnissen
    • TTT (Trauma Tapping Technique): Vereinfachte Version für Traumaarbeit in Krisensituationen
    • EDxTM (Energy Diagnostic and Treatment Methods): Energetische Psychologie nach Fred Gallo
  • Körperpsychotherapie: Bezieht die körperliche Dimension psychischer Prozesse ein
  • Somatic Experiencing (nach Peter Levine): Körperorientierte Traumatherapie, die auf der natürlichen Fähigkeit des Körpers zur Selbstregulation aufbaut
  • Kunsttherapie: Nutzt kreative Prozesse für Heilung und Entwicklung
  • Progressive Muskelentspannung: Bewährte Methode zur Stressreduktion
  • Focusing: Achtsames Erspüren körperlicher Signale

Nach dem Motto „Wer heilt, hat Recht“ haben all diese Ansätze ihre Berechtigung – vorausgesetzt, sie werden ethisch und zum Wohle des Patienten eingesetzt. Die Kunst liegt darin, im richtigen Moment die passende Methode zu wählen und sie in ein Gesamtkonzept der Behandlung zu integrieren.

Integration statt Konkurrenz

Moderne Psychotherapeut:innen erkennen zunehmend den Wert einer integrativen Herangehensweise. Je nach Patient:in und Situation können unterschiedliche Methoden zum Einsatz kommen:

  • Bei Angststörungen mag die Verhaltenstherapie den Einstieg bilden
  • Tiefenpsychologische Erkenntnisse helfen, wiederkehrende Muster zu verstehen
  • Systemische Interventionen stärken das unterstützende Umfeld
  • Traumatherapeutische Methoden lösen blockierende Erfahrungen, die die Muster notwendig gemacht haben.

Diese praktischen Erfahrungen der Integration verschiedener Ansätze haben zur Entwicklung eines ganz neuen therapeutischen Paradigmas geführt: Der Prozessbasierten Therapie (PBT).

Die neue Integration: Prozessbasierte Therapie (PBT)

In unserer Praxis haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Prozessbasierte Therapie einen besonders vielversprechenden Weg darstellt. PBT überwindet die traditionellen Schulgrenzen und fokussiert sich stattdessen auf:

  • Kernprozesse der Veränderung: Was genau hilft diesem Menschen in diesem Moment?
  • Flexibilität: Methoden werden adaptiv eingesetzt, je nach individueller Situation
  • Evidenzbasierung: Wir nutzen, was nachweislich wirkt
  • Personalisierung: Die Therapie wird kontinuierlich an die Bedürfnisse und Fortschritte angepasst

Der gemeinsame Nenner: Der Weg zum zufriedenen Leben

Was alle diese Ansätze verbindet, ist das Ziel: Menschen dabei zu unterstützen, ein erfüllteres, zufriedeneres Leben zu führen. In unserer täglichen Arbeit sehen wir vier zentrale Wirkfaktoren:

Die therapeutische Beziehung

  • Vertrauen und Verständnis als Basis der Heilung
  • Sichere Bindung als Voraussetzung für Veränderung

Ressourcenaktivierung

  • Stärken erkennen und nutzen
  • Positive Erfahrungen integrieren

Problembewältigung

  • Konkrete Strategien entwickeln
  • Neue Verhaltensweisen erproben

Motivationale Klärung

  • Eigene Werte und Ziele verstehen
  • Veränderungsmotivation stärken

Diese vier Wirkfaktoren finden sich in allen therapeutischen Ansätzen wieder – von den klassischen Schulen bis zur modernen PBT. Sie bilden das Fundament für unseren integrativen Behandlungsansatz.

Fazit: Der Patient im Mittelpunkt

In unserer täglichen Praxis erleben wir: Es gibt nicht die „eine beste“ Therapieschule. Stattdessen nutzen wir alle verfügbaren Werkzeuge und Erkenntnisse, um für jeden Patienten den individuell passenden Weg zu finden. Damit haben wir einen Rahmen, der es uns erlaubt, flexibel und evidenzbasiert die wirksamsten Elemente aller Therapieansätze zu kombinieren. Dabei orientieren wir uns ausschließlich an einer Frage: Was hilft diesem Menschen in seiner konkreten Situation am besten?

Das Wichtigste ist, den ersten Schritt zu wagen und sich professionelle Unterstützung zu suchen.

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Weshalb ist ein Erstgespräch notwendig?

Das anfängliche Gespräch bei Dr. Zeiß ähnelt der psychotherapeutischen Sprechstunde im regulären Versorgungssystem.

Beide sind für die erste Diagnose und Beurteilung gedacht, um festzustellen, ob eine behandlungsbedürftige Krankheit besteht und welche Art von Therapie angebracht ist.

In dieser ersten persönlichen Unterhaltung erhalten Sie Informationen über den Verlauf einer Psychotherapie sowie über mögliche Risiken und Nebenwirkungen. Zudem haben Sie die Möglichkeit, Fragen zur Therapie bei Dr. Zeiß zu stellen. Sobald Sie ausreichend informiert sind, können Sie entscheiden, ob und wie Sie behandelt werden möchten.